Homeschooling - wo?

Nun, da wir wissen, dass Homeschooling in Deutschland nicht erlaubt wird, stellt sich direkt die Frage: wo denn dann?

 

Bevor man sich mit Länderlisten beschäftigt, sollte einem bewußt sein, dass die Erlaubnis von Homeschooling keine Ja / Nein-Frage ist, sondern in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen gesetzt werden, wodurch sich die Freiheit der Lehrmittel sehr unterscheidet. Und diese Rahmenbedingungen können sich jährlich ändern.

 

Betrachten wir zuerst deutschsprachige Länder:

Deutschland: Es gibt durchaus Einrichtungen in Deutschland, die quasi als Fernschule für Deutsch im Ausland fungieren könnten, wie z.B. für Missionare, Botschaftsangehörige, aber auch einfach für Deutsche im Ausland. Diese Fernschulen kosten aber auch ihren Preis ...

Philadelphia-Schule: Christlich orientierte Fernschule

Deutsche Fernschule: Christlich orientierte Fernschule im Grundschulalter

Innerhalb Deutschland ist Homeschooling in Ausnahmefällen für solche Kinder erlaubt, deren Eltern beruflich viel auf Reisen sind, wie z.B. Zirkusakteure oder Schifffahrtsangehörige.

 

Österreich: erlaubt zu Hause-Unterricht, aber nur nach dem staatlichen Lehrplan. Es gibt regelmäßige Kontrollen; sollte sich der Lernerfolg nicht einstellen, wird der Schulbesuch angeordnet.

Schweiz: Die Freiheit ist je nach Kanton verschieden, also bitte aktuell informieren! 

Luxemburg: Deutsch ist eine der Landessprachen. Das Land erlaubt zu Hause-Unterricht, aber nur nach dem staatlichen Lehrplan.

Belgien: Belgien gewährt ziemliche Freiheit der Lehrmittelwahl, und da es eine Deutschsprachige Gemeinschaft (DG)  rund um Eupen, Malmedy gibt, wo deutsch Amtssprache ist, wäre dies auch eine Option.

Italien: Auch Italien gewährt ziemliche Freiheit, und mit Südtirol gibt es eine Region, in der deutsch Amtssprache ist.

 

Weitere EU-Länder:

Niederlande: Bis vor kurzem hieß es, Homeschooling sei nur erlaubt, wenn der Schulweg unverhältnismäßig lang und schwierig wäre. Angeblich hat sich die Situation wieder etwas gelockert.

Frankreich: Hier haben wir praktische Erfahrung in Lothringen: Wir können homeschoolen, was wir wollen, solange ein Fortschritt des Schülers zu verzeichnen ist. Es gibt jährliche Inspektionen, meist zu Hause, später in Schulen. In der Grenzregion verstehen manche Inspekteure deutsch, so dass es gut vonstatten geht. Ansonsten wäre es gut, selbst gut französisch zu sprechen, oder einen Übersetzer anwesend zu haben. In unserem Fall, wo die Kinder bereits zweisprachig aufwachsen, englisch als Homeschoolsprache haben, zählen die Inspekteure Französisch als 2. Fremdsprache. Es gibt eine Liste an Fähigkeiten und Wissen, das der Schüler mit 16 Jahren erworben haben muß, wenn er einen Abschluß in Frankreich ablegen will. Wir haben englischsprachige Homeschoolmaterialien gewählt und wollen die Kinder einen englischsprachigen Abschluß machen lassen. Das wäre möglich. 

Wir haben davon gehört, daß sich die Situation im Elsaß so geändert hätte, dass die Homeschooler jährlich eine zentrale Prüfung in französischer Sprache ablegen müssten, was für manche sicher ein K.O. Kriterium wäre. Es ist sicher notwendig, aktuelle Informationen einzuholen.

United Kingdom, Irland: legal, vergleichsweise weit verbreitet

Irland, Italien, Slowakei, Serbien, Norwegen, Ukraine: Legal, aber wir haben keine Erfahrungen

Portugal: ähnlich wie Österreich, zentrale Prüfungen in portugiesischer Sprache

Polen,Ungarn, Estland, Litauen: Legal, aber unter Aufsicht der Schulbehörde, Prüfungen und Abschlüsse durch die betreuende Schule

Island: Legal für Elternteile, die eine Lehrerausbildung besitzen

 

übrige EU: starke Restriktionen bis illegal

Hinsichtlich des wachsenden Einflusses der EU-Behörden stellt sich die Frage, wie lange noch die unterschiedlichen nationalen Vorgaben bestehen bleiben. Da in sehr vielen Ländern der Bildungssektor Sache der Bundesländer ist, mag sich eine einheitliche EU-Regulierung aber noch lange hinziehen.

 

Ein deutlich gefärbter Bericht von 2009 aus dem wissenschaftlichen Dienst des dt. Bundestages findet sich hier.

 

 

Ausser EU: hier verweisen wir auf Listen, die im Internet zu finden sind (Wikipedia,  . Wir wollen lediglich einige Länder erwähnen, wo wir selbst ein wenig in die Tiefe gegangen sind:

Kanada:  Recht unterschiedliche Situation je nach Bundesstaat. In British Columbia beispielsweise erhält jeder zu Hause unterrichtete Schüler eine Unterstützung von etwa 350$ jährlich, wenn einem staatlichen Plan gefolgt wird etwa 1200$.

USA: Die Situation ist je nach Bundesstaat tatsächlich sehr verschieden. Eine Übersicht gibt diese Karte.